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Längst vergessene Musikinstrumente – Klänge aus einer anderen Zeit
Instrumente mit Charakter und Geschichte:
Nehmen wir die Schalmei. Im Mittelalter war sie das Instrument, das kein Fest missen wollte. Mit ihrem schneidenden Klang durchdrang sie mühelos die Geräuschkulisse von Marktplätzen oder Ritterturnieren. Reisende Musiker zogen von Stadt zu Stadt, und die Schalmei war ihr treuer Begleiter. Heute wirkt ihr Ton für moderne Ohren ungewohnt, fast fremdartig – und gerade deshalb faszinierend.
Die Nyckelharpa, eine Art „Schlüsselgeige“ mit hölzernen Tasten, entstand in Schweden bereits im 14. Jahrhundert. Bauern spielten auf ihr zu Dorftänzen, während sie in höfischen Kreisen den Platz einer Violine einnahm. Fast wäre sie ausgestorben, doch durch Volksmusik-Bewegungen des 20. Jahrhunderts erlebte sie eine kleine Wiedergeburt. Wer sie hört, meint, ein Echo der nordischen Wälder zu spüren.
Und dann gibt es Instrumente wie das Kortholt – ein Blasinstrument, das durch seine leise, fast schnurrende Klangfarbe auffällt. Es war beliebt in bürgerlichen Stuben der Renaissance, wo man keine laute Trompete, sondern einen sanften, geselligen Ton wollte. Heute kennen selbst viele Musiker dieses Instrument nicht mehr.
Warum verschwanden sie?
Der Lauf der Musikgeschichte kennt keine Gnade. Neue Entwicklungen verdrängten alte Klangkörper. Als die Klarinette ihren Siegeszug antrat, verlor die Schalmei ihren Platz. Violinen und Celli übernahmen die Rolle von Fidel und Streichleier. Und mit jeder Generation, die verlernte, ein solches Instrument zu bauen oder zu spielen, verschwand ein weiteres Stück Musikkultur.
Archäologie der Klänge:
Doch ganz verloren sind sie nicht. In spezialisierten Museen, etwa in Berlin, Wien oder Stockholm, ruhen diese Schätze hinter Glasvitrinen. Instrumentenbauer rekonstruieren sie mit mühevoller Kleinarbeit, oft nur anhand alter Zeichnungen oder Fragmente. Wenn ein Musiker dann den ersten Ton auf einer frisch rekonstruierten Schalmei anstimmt, fühlt es sich an, als würde ein verschütteter Schatz geborgen.
Warum wir heute hinschauen sollten:
Vergessene Instrumente sind mehr als Kuriositäten. Sie erzählen von Handwerk, von regionalen Traditionen, von Menschen, die in ihrer Zeit andere Klangwelten liebten als wir. Wer sich auf sie einlässt, entdeckt eine völlig neue Perspektive auf Musikgeschichte. Und vielleicht macht gerade dieser Blick zurück deutlich, wie reich und vielfältig die kulturelle Entwicklung des Menschen war – und noch immer ist.
Fazit:
Längst vergessene Musikinstrumente sind wie Zeitkapseln. Sie lassen uns spüren, wie sich eine Hochzeit im Mittelalter anhörte, wie ein Bauernfest in Schweden klang oder wie still und innig ein Hauskonzert der Renaissance war. Wer ihnen zuhört, hört nicht nur Musik – er hört Geschichte.
R. G., 14.09.2025